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Ausbildung zum Ästhetischen Chirurgen

nachgefragt

Ausbildung zum Ästhetischen Chirurgen

aesthetic-experts im Interview mit Dr. Dr. med. Matthias Siessegger im Rahmen des Kongresses für Ästhetische Chirurgie am 14.09.07 in Dresden
aesthetic experts:

Herr Dr. Dr. Siessegger, begreifen Sie sich als Arzt oder als Schönheitschirurg?

Dr. Dr. M. Siessegger:

Mir ist es egal, wenn ich als Schönheitschirurg bezeichnet werde, auch wenn das in Deutschland mitunter mit einer negativen Aura verbunden ist. In erster Linie muss man sich als Ästhetischer Chirurg im Klaren sein, dass man als Arzt handelt auch, oder gerade wenn man Ästhetische Chirurgie betreibt.

aesthetic experts:

Welche Leute werden ein Ästhetischer Chirurg?

Dr. Dr. M. Siessegger:

Angehende junge Kollegen sollten zunächst selbstkritisch darüber nachdenken, warum sie in diese Richtung gehen wollen und ob sie wirklich die richtigen Voraussetzungen mit sich bringen. Insbesondere sage ich ihnen, dass sie wirklich gründlich über diese Entscheidung nachdenken sollten, bevor sie in Richtung Ästhetische Medizin gehen. Der Golf spielende Saubermann im Sportwagen ist sicherlich ein falsches Bild der Medien, das mit der Wirklichkeit heute nichts zu tun hat.

Allein der Wille, dieses Fach ordentlich auszuüben, reicht nicht. Es bedarf eines sehr besonderen Talentes, dass die Voraussetzung für dieses Fach schafft. Einige Dinge kann man nicht erlernen. Den Sinn für Ästhetik z. B. bestimmt nicht. Dazu kommt Fleiß und noch einmal Fleiß. Nur mit sehr viel Disziplin und auch einem gehörigen Maß an Bescheidenheit und Respekt erreicht man eine sehr hohe Qualität in dem, was man in diesem Sektor leisten möchte.

aesthetic experts:

Das hört sich so an, als ob Sie von einigen Kollegen nicht überzeugt wären?

Dr. Dr. M. Siessegger:

Schauen Sie, wir alle streben nach Dingen, die uns glücklich machen und zufrieden stellen sollen. Für viele junge Kollegen steht dabei ein einträglicher und begehrter Job an erster Stelle. In der Medizin sind die Aussichten, ein gutes Einkommen zu erreichen sehr schlecht. Unsere Gesellschaft ist offensichtlich nicht mehr bereit, einen Arzt für seine verantwortungsvollen Aufgaben angemessen zu entlohnen. Vor allem die Medien suggerieren dagegen nicht selten, dass der so genannte Schönheitschirurg ein enormes Einkommen hat und sich in der Welt von Glimmer und Glanz bewegt.

Das animiert unter Umständen junge Menschen, die Ausbildung zum Plastischen und Ästhetischen Chirurgen anzustreben, eine Facharztausbildung, die vor nicht allzu langer Zeit eingeführt wurde mit der Intention, die Qualität der Ästhetischen Chirurgie zu sichern und zu verbessern. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese, sicherlich gut gemeinte Maßnahme ausschließlich nur positive Erscheinungen mit sich brachte.

In früheren Zeiten war es sicher aufwendiger und manchmal langwieriger, den Status des Spezialisten für Ästhetische Chirurgie zu erwerben. Damals war jedem klar, dass man zusätzlich zu seiner chirurgischen Ausbildung erhebliches eigenes Engagement und auch Aufwendungen aufbringen musste, z. B. in aller Welt die wenigen guten Kollegen aufzusuchen, um bei ihnen zu lernen und die Erfahrungen dieser Spezialisten kennen zu lernen.

Heute legt man den „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ ab. Einige Kollegen wiegen sich in dem Glauben, dass das dann ausreichend sei, um ans Werk zu gehen.

Ich würde das in der Mehrzahl der Fälle bezweifeln. Es ist nahezu unmöglich, sich nach den wenigen Jahren der Facharztausbildung in sämtlichen anatomischen Regionen ästhetisch-chirurgisch sicher zu bewegen.

In der Gesamtheit muss man jedoch sicher konstatieren, dass es hervorragende Ästhetische Chirurgen gibt. Vor allem in Deutschland. Die hohen medizinischen Standards gelten auch, oder gerade in diesem Fach. Die Zeiten wo man glaubte, nach Amerika reisen zu müssen, um eine perfekte operative Behandlung in Anspruch nehmen zu können, sind vorbei.

aesthetic experts:

Ist die Ausbildung zum Ästhetischen Chirurgen denn in Deutschland ausreichend umfassend?

Dr. Dr. M. Siessegger:

Gerade im Gesichtsbereich sehe ich hier bestimmt noch Defizite. Ich kenne einige Plastische Chirurgen, die bis zum Abschluss ihrer Facharztreife keine Nase operiert haben, geschweige denn eine Lidstraffung oder ein Facelift durchgeführt haben. Es ärgert mich daher manchmal schon ein bisschen, wenn auf der Homepage fast eines jeden dieser Kollegen gebetsmühlenartig wiederholt wird, wo die Zuständigkeiten für operative Interventionen liegen sollen, nämlich ausschließlich im Fach der Plastischen Chirurgie. Das stimmt nicht.

Von den wenigen, wirklich guten Ästhetischen Chirurgen in Deutschland hat kaum einer die Facharztausbildung zum Plastischen und Ästhetischen Chirurgen der neuen Weiterbildungsordnung absolviert, wie sie seit 1991 Bestand hat. Viele sind HNO-, Allgemein- oder Gesichtschirurgen, mit eben viel Talent und Erfahrung durch besonderes Engagement. Sie haben einen großen Anteil daran getragen, die Ästhetische Chirurgie als das zu etablieren, was sie heute ist. Ich denke, auch der gegenseitige Respekt der einzelnen Fachdisziplinen hat in den letzten Jahren ein wenig gelitten. Jeder kann von jedem lernen. Schließlich geht es um die Qualität der Arbeit am Patienten. Hier weicht die Vernunft mitunter dem Neid.

aesthetic experts:

Schönheitsoperationen sind sehr teuer. Es fällt auf, dass die Preise stark variieren. Woran liegt das, drückt sich darin die Qualität aus?

Dr. Dr. M. Siessegger:

Ästhetische Operationen müssen nicht teuer sein und können trotzdem höchste Qualität bieten. Natürlich sind die Kosten für eine Ästhetische Operation abhängig von verschieden Faktoren. Eine Maßgabe ist sicher die Wirtschaftlichkeit. Sie können als Chirurg nur arbeiten, wenn sich ihre Arbeit für alle Beteiligten rechnet.

Plastische Chirurgie Köln

Wenn Sie sehr aufwendige und teure Räumlichkeiten nutzen, viel Personal beschäftigen, selbst eventuell langsam operieren, oft korrigieren müssen und hohe Kredite bedienen müssen, spiegelt sich das ebenso negativ im Preis einer Dienstleistung wider, wie beispielsweise hohe Werbekosten, die von einigen Chirurgen oder Institutionen bezahlt werden müssen, um genug Patienten zu akquirieren.

Auch sind stationäre Aufenthalte in einer Vielzahl von Operationen heute nicht mehr notwendig und gefährden zumindest aus hygienischer Sicht den Patienten unter Umständen mehr als dass sie ihm nutzen.

Dazu kommt, dass Ärzte in der Regel eher schlechte Betriebswirte sind und innerbetriebliche Strukturen mitunter nicht effizient angelegt sind.

Wenn Sie sicher und schnell arbeiten, wenig Korrekturen durchführen müssen, keine Werbung nötig haben weil sie gut sind, dann sind Operationsleistungen zu einem Bruchteil der Kosten möglich. Wir versuchen das in unserem Hause vorzumachen. Nicht nur im Ausland kann kostengünstig gearbeitet werden.

aesthetic experts:

Ist das eine Warnung, sich als Patient ins Ausland zu begeben?

Dr. Dr. M. Siessegger:

Nein, das haben Sie missverstanden. Es gibt ohne Zweifel sehr gute Chirurgen im Ausland, die ich sehr respektiere. Einige plastisch-ästhetisch arbeitende Kollegen beispielsweise in Teheran und Istanbul sind mir mit sehr guten Ergebnissen aufgefallen. Auf der ganzen Welt gibt es einige wirklich exzellent und mit viel Finesse arbeitende Kollegen. Allerdings ist es für den interessierten Patienten noch schwieriger als in Deutschland, sich ein Bild von der Qualität und vor allem von den hygienischen Zuständen einer Praxis oder Klinik und den Nachsorgemöglickeiten zu machen.

Leider sieht man auch schlechte Ergebnisse aus dem Ausland, die unter Umständen auch durch mangelnde Sauberkeit oder unzureichende Nachsorge entstanden sind. Ich würde nicht soweit gehen zu sagen, dass die medizinischen Ausbildungsstandards im Ausland schlechter sind als in Deutschland was die Ästhetische Chirurgie angeht, aber vielleicht sind die medizinischen Institutionen im Innland besser kontrolliert.

aesthetic experts:

Sind Sie ein Protagonist der staatlichen Kontrolle medizinischer Institutionen?

Dr. Dr. M. Siessegger:

Selbstverständlich müssen Standards in Hygiene und medizinischer Ausbildung angelegt und auch kontrolliert werden. Deutschland liegt da bestimmt an der Spitze, zum Beispiel was die Umsetzung von Europäischem Medizinrecht angeht.

Umso mehr ärgere ich mich über die gut gemeinte, aber falsch umgesetzte Kontrolle und Einflußnahme unserer chirurgischen Arbeit durch den deutschen Gesetzgeber.

aesthetic experts:

Was meinen Sie damit?

Dr. Dr. M. Siessegger:

Nun, damit unsere Bürger speziell vor uns Schönheitschirurgen besser geschützt werden, dürfen wir für unsere Patienten beispielsweise aktuell zur Information keine Vorher-Nachher-Bilder zeigen, insbesondere nicht im Internet auf deutschen Seiten. Unsere Regierung hatte das beispielsweise vor 2 Jahren verboten.

Das macht aus meiner Sicht nicht sehr viel Sinn, es ist auch nicht besonders schlau.

Wichtig ist eben auch hier, dass man sich die enorme Freude an unserem Fach durch solche Ärgernisse nicht nehmen lässt. Und das gelingt uns Gott sei Dank noch sehr gut.

aesthetic experts:

Vielen Dank für das Gespräch.